Einfluss der Sterilitätsgruppe auf die Fruchtbarkeit
Die Befruchtung der Süßkirschen ist die Grundlage für Fruchtansatz und Fruchtentwicklung. Abgesehen von Standortfragen sind grundlegende Kenntnisse der Blütenbiologie und Faktoren des Fruchtansatzes schon bei der Planung von Neuanlagen nötig.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ausgangssituation
- 2 Befruchtersorten
- 3 Pflanzraster
- 4 Bienen und Hummeln
- 5 Adressensammlung
- 6 Quellen und Einzelnachweise
Ausgangssituation
Die meisten Sorten sind selbststeril, das heißt, sie benötigen eine Befruchtersorte. Da je nach Blühstärke für einen Normalertrag 20-50% der Blüten zu Früchten werden müssen, ist auf das Einstreuen von ausreichend Befruchtern (mindestens jeder 10. Baum beim Einstreuen in die Reihe, ansonsten jede 3. Reihe Befruchtersorte) zu achten. Die Bienen legen zwar auch wesentlich weitere Wege zurück, die Wahrscheinlichkeit, daß Fremdpollen auf die Blüte gelegt werden, nimmt jedoch mit zunehmender Entfernung rasch ab. Zu berücksichtigen ist auch, dass es „normales“ Blühwetter selten gibt: Entweder ist es für die Honigbienen, die ja erst ab 12° C Außentempteratur aktiv werden, die meiste Zeit zu kalt oder die Blüte ist in einer Hitzewelle sehr schnell vorbei. Faustzahl für die einzusetzenden Bienen sind mindestens 6 Völker je Hektar. Der Förderung von Wildbienen und dem Einsatz von Hummelvölkern ist bei Abwesenheit von Honigbienen große Bedeutung beizumessen.
Befruchtersorten
Bei der Wahl der Befruchtersorten ist erstes Kriterium die Überschneidung der Hauptblüte.
Zweites Kriterium ist die sogenannte „Pollenverträglichkeit“. Es gibt Süßkirschensorten, die sich nicht befruchten können, obwohl sie auch nicht miteinander verwandt sind. Man spricht dann von Gruppensterilität: Es wurde an wissenschaftlichen Instituten herausgefunden, daß jede Sorte 2 Sterilitätsfaktoren (S-Allele) besitzt. Insgesamt sind bisher 16 verschiedene S-Allele identifizierbar. Gelangt nun z.B. ein Pollenkorn S3 auf eine Blüte, die ebenfalls den Sterilitätsfaktor S3 besitzt, wird es „erkannt“ und kann nicht zur Eizelle im Fruchtknoten durchwachsen. Nur Sorten mit unterschiedlichen S-Zahlen sind verträglich. lst nur eine der S-Zahlen unterschiedlich, kann auch nur 50% des Pollens befruchten. Für Sorten, die im Fruchtansatz Probleme bereiten können, hierzu gehören auch ‚Kordia’ und ‚Regina’, ist die Pflanzung von 2 Befruchtersorten sinnvoll. Die folgende Tabelle gibt die Sterilitätsfaktoren von Sorten an, soweit sie zur Zeit bekannt und eindeutig identifiziert sind. Sorten mit dem S4‘– Faktor sind selbstfruchtbar.
Tabelle: Blüh- und Befruchtungsverhältnisse [1]
Sorte | Blühtermin | S-Allele |
---|---|---|
Axel | m | S3S3, sf |
Badacsony | m | S3S4 |
Bianca | sp | S1S5 |
Bellise Bedel | sfr | S1S9 |
Benjaminler | S1S7 | |
Brooks | mfr | S1S9 |
Büttners rote Knorpel | m | S3S4 |
Burlat | fr | S3S9 |
Canada Giant | msp | S1S2 |
Carmen | msp | S4S5 |
Céleste | mfr | S1S4, sf |
Chelan | fr | S3S9 |
Colney | ssp | S5S5 |
Coralise Gardel | mfr | S2S3 |
Dollenseppler | S1S7 | |
Dollenseppler Kiefer | S1S4 | |
Duroni 3 | ssp | S3S5 |
Earlise Rivedel | sfr | S1S9 |
Folfer | S6S9 | |
Giant Red | sfr | S1S3 |
Giorgia | msp | S1S13 |
Grace Star | fr | S4S9, sf |
Hedelfinger | msp | S3S5 |
Hertford | fr | S1S5 |
Hudson | sp | S1S4 |
Karina | sp | S3S4 |
Korvik | msp | S2S5 |
Kordia | msp | S3S5 |
Krupnoplodnaja | fr | S5S9 |
Lapins | fr | S1S4, sf |
Merchant | mfr | S4S9 |
Moreau (=Charmes) | fr | S3S9 |
Napoleon (helle) | m | S3S4 |
Sorte | Blühtermin | S-Allele |
---|---|---|
Naprumi | S3S9 | |
Noire de Meched | msp | S3S12 |
Oktavia | msp | S1S3 |
Paulus | mfr | S4S9, sf |
Penny | S5S9 | |
Rainier | fr | S1S4 |
Regina | ssp | S1S3 |
Rita | sfr | S5Sneu |
Rotstieler | S4S14 | |
Rubin | ssp | S3S12 |
Sam | sp | S2S4 |
Samba Sumste | sfr | S1S3 |
Satin Sumele | mfr | S1S3 |
Schneiders sp. Knorpel | msp | S3S12 |
Schwarze Schüttler | S5S7 | |
Sir Don | S4S13 | |
Skeena | msp | S1S4, sf |
Souvenir des Charmes | fr | S3S9 |
Staccato | sfr | S3S4, sf |
Starking Hardy Giant | mfr | S1S2 |
Sumbigo | mfr | S1S3 |
Sumbola | msp | S1S3 |
Summer Sun (JI 14039) | S4S9 | |
Summit | msp | S1S2 |
Sunburst | m | S3S4 |
Sweet Early | sfr | S1S9 |
Sweetheart | fr | S3S4, sf |
Sylvia | sp | S1S4 |
Tieton | fr | S3S9 |
Techlovan | m | S3S5 |
Van | mfr | S1S3 |
Vanda | S1S5 |
Pflanzraster
Man kann beobachten, dass Bienen eher in Reihenrichtung als quer zu den Reihen fliegen. Sollen Blöcke sortenrein gepflanzt werden, muß mindestens jede 3. Reihe (33%) eine Befruchterreihe sein. Für die Pflanzung der Befruchter in der Reihe sollte mindestens jeder 10. Baum ein Befruchter sein.
Bienen und Hummeln
Gerade bei sehr früh blühenden Kulturen wie Süßkirschen und Zwetschen muss für eine ausreichende Bestäubung gesorgt werden. In der Blütezeit dieser Kulturen herrschen häufig niedrige Temperaturen unter 10 °C, in den Nächten oft leichter Frost, in anderen Jahren ist es ist mit 15 °C recht warm, aber bewölkt. Hier sollten alle Möglichkeiten zur Verbesserung der Bestäubung ausgenutzt werden, zumal sich bei Steinobst ein Anteil von 10-30% der Blüten zu Früchten entwickeln muss, um einen ausreichenden Ertrag zu erhalten.
Geeignete Bestäuber sind bei uns Honigbienen, Hummeln, solitäre oder andere Wildbienen, bzw. weitere Insekten. Pro Hektar Steinobstanlage werden mindestens vier Bienenvölker benötigt, die zwar eine große Individuenzahl bieten, aber erst bei Temperaturen von 12 – 14 °C und geringen Windgeschwindigkeiten aktiv sind. Hier sollte eng mit den bekannten Imkern zusammengearbeitet werden.
Hummelvölker (i.d.R. Erdhummel (Bombus terrestris)) zeigen dagegen eine geringere Individuenzahl, sind aber nicht so abhängig von der Temperatur (ab 6 °C) und den Windgeschwindigkeiten und bringen gerade deshalb bei schlechteren Bedingungen noch eine gute Bestäubungsleistung. Hummeln werden schon längere Zeit in Gewächshauskulturen eingesetzt und zu diesem Zweck kommerziell gezüchtet. Besonders große Völker (etwa 80 Arbeiterinnen) und spezielle Boxen mit drei Völkern (Multibox (Renatur, Katz), bzw. Tripol (Koppert)) bieten ein spezielles Angebot für Obstkulturen im Freiland. Hier sind sechs Völker/ha ausreichend.
Andere Wildbienenarten, die natürlich vorkommen, sind oftmals erst später im Jahr aktiv: Im früh blühenden Steinobst kann hingegen die Art Osmia cornuta, die Gehörnte Mauerbiene effektiv eingesetzt werden.
Beim Einsatz von Wildbienen, also auch Hummeln, ist besondere Vorsicht mit Insektiziden geboten. Befinden sich die Völker nach der Blüte noch in der Anlage, sind sie vor und mind. 24 Std. nach der Behandlung zu verschließen oder aus der Anlage zu entfernen.
Sowohl die angebotenen Hummelvölker und auch Bienen von sog. Bestäubungsimkern (gegen Bestäubungsprämie) können bestellt bzw. angefordert werden und sind innerhalb 24 bis 48 Stunden verfügbar. Manche Anbieter versenden nur einmal pro Woche, so dass eine gewisse Vorplanung angebracht ist. Die Preise für Hummeln bewegen sich zwischen € 60,- für starke Einzelvölker und € 160,- für Mehrfachboxen (Preisunterschiede möglich, Frühbucher- und Mengenrabatte). Zu einer Preisanfrage bei im Aderessanhang stehenden Lieferanten wird geraten.
Überdachte Kirschenanlage
Überdachte Kirschenanlagen:Falls schon während der Blüten zu Frostschutzzwecken überdacht wird, sollte erst das Dach aufgezogen und dann die Hummelvölker aufgestellt werden. Eine Verteilung der einzelnen Völker in der Parzelle ist immer günstiger zu beurteilen als ein blockweises Aufstellen am Rand.
Adressensammlung
Name | Straße | PLZ, Ort | Land | Telefon Fax | Internet | |
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Sven und Silke Behr | Vertrieb Fa. Koppert | Moorweg 18 | 21261 Welle/Kampen | Deutschland | +49-4188-891381 +49-160-8806796 | http://www.bestaeubungsimker.de |
Katz Biotech AG | Vertrieb Fa. Biobest | An der Birkenpfuhlheide 10 | 15837 Baruth | Deutschland | +49-33704-675 10 +49-33704-675 79 | http://www.katzbiotech.de |
Merulin Gartenbauservice | Vertrieb Fa. Koppert | Karl-Arnold-Strasse 25 | 47638 Straelen | Deutschland | +49-2834-9190 +49-2834-919 231 | http://www.koppert.com |
Re-natur GmbH | Vertrieb Fa. Biobest | Charles-Ross-Weg 24 | 24601 Ruhwinkel | Deutschland | +49-4326-98610 +49-4326-98611 | http://www.re-natur.de |
STB Control | eigene Zucht | Schaltenbach 1 | 65326 Aarbergen | Deutschland | +49-6120-900870 +49-6120-900871 | http://www.stb-control.de |
Wildbienen | ||||||
WAB Mauerbienenzucht | Dr. Mike Herrmann | Sonnentauweg 47 | 78467 Konstanz | Deutschland | +49-7531-3619536 | http://www.mauerbienen.com info@mauerbienen.com |
Bestäubungsimker | ||||||
Vereinigung der Bestäubungsimker | Kontakt über: Hans Schnabel | Albert-Einstein-Str. 62 | 52076 Aachen | Deutschland | info@bestaeubungsimkerei.org | |
J. Küppers | rue de Moresnet, 128 | 4851 Gemmenich | Belgien | +32- 87-788103 | http://www.dreilaendereck-imkerei.de | |
Sven und Silke Behr | Vertrieb Fa. Koppert | Moorweg 18 | 21261 Welle/Kampen | Deutschland | +49-4188-891381 +49-160-8806796 | http://www.bestaeubungsimker.de |
D. Papendiek | Melbweg 42 | 53127 Bonn | Deutschland | +49-228-9121915 | imkerei@uni-bonn.de | |
Imkerei "Der Honigdachs" | Thomas Beissel | Hauptstrasse 70 | 53804 Much | Deutschland | +49-158 9673943 | https://fruchtansatz.de thomas@der-honigdachs.de |
Quellen und Einzelnachweise
- ↑ Schuster 2004-2007, Tubott et al, 2005: Acta Hort. 663, Millan und Charlot 2008, Ctifl
- M. Balmer, J. Lorenz(2010):Intensivierung im Tafelkirschenanbau.DLR Rheinpfalz, Kompetenzzentrum Gartenbau.Rheinbach.
- Winter, F.(1992):LUCAS‘ Anleitung zum Obstbau..Verlag Eugen Ulmer.Stuttgart..