App-Test »EcoCheck«: Eine Einkaufsliste voller Nachhaltigkeit | Verbraucherzentrale.de (2024)

Premium oder nicht Premium?

EcoCheck bietet die Erstellung eines Nutzerkontos unter anderem mittels Apple- oder Google-Account an, zugunsten der Datensparsamkeit empfehlen wir aber die E-Mail-Registrierung. Tatsächlich ist die App-Nutzung auch ohne Anlegen eines Nutzerkontos möglich, sofern man keinen Wert darauf legt, die angelegten Einkaufslisten zukünftig auch auf einem anderen Smartphone zu nutzen.Sehr prominent wird bei erstmaliger Nutzung die sogenannte Pro-Version von EcoCheck beworben. Diese ist jährlich für €24,99/€23,99 (iOS/Android) oder drei Monate lang für €8,99 erhältlich. Ein klimaneutrales Jahresabo, das eine monatliche Ausgleichszahlung von €2,08 enthält zugunsten von Klimaschutzprojekten enthält, ist für €49,99/€47,99 (iOS/Android) zu haben. Dafür erhalte man dauerhaft werbefreie Inhalte, "Premium Support" und fördere die weitere technische Entwicklung der App, verspricht die App. Da uns in den Datenschutzbestimmungen keine Hinweise auf Marketing-Inhalte oder -Cookies auffielen und der App-Anbieter eine Weitergabe von Personendaten an Dritte ausschließt, istEcoCheckzum Zeitpunkt unseres Tests im Juni 2024 auch ohne Abo werbefrei nutzbar. Auch sonst ist die App erfreulich datensparsam: Eine Zustimmung zur Zusendung von Pushnachrichten wird nur einmalig nach der Registrierung abgefragt, der Zugriff auf die Smartphone-Kamera ist zwecks Produkterkennung per Barcode-Scan zwar empfehlenswert, aber Dank einer alternativen Textsuche nicht verpflichtend. Wünschenswert wäre, Hinweise zum Datenschutz und weiterführende Informationen zur Verwendung von EcoCheck auch innerhalb der App verfügbar zu machen. Aktuell sind diese wichtigen Inhalte nur auf der Homepage des Anbieters verfügbar.

Ein überzeugendes Angebot

Die 2023 gelaunchte AppEcoCheck wagt sich als vergleichsweise junges Angebot zum digitalen Klimaschutz in den heiß umkämpften Markt mobiler Produktscanner. Dabei orientiert sie sich am Konzept und den Schlüsselfunktionen bekannter Angebote wieYukaund Codecheck, allerdings ohne deren Einbeziehung von Drogerieartikeln. Stattdessen setztEcoCheck einen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeitsaspekte und die Möglichkeit, gemeinnützige Umweltprojekte durch eine Geldspende zu fördern. Dazu gehören beispielsweise die Kultivierung klimaresilienter Mischwälder oder biodiverser Ackerbau. Der gespendete Betrag funktioniert als sogenannte CO2-Kompensation oder auch Ausgleichszahlung für die auf der App-Einkaufsliste erfassten Lebensmittel. Dieser Mindestbetrag von 99 Cents in der iOS-Version und 49 Cents in der Android-Version - dies entspricht 5kg CO2-Emissionen - kann per mit dem Smartphone verknüpften Zahlungsdienstleister beglichen werden. Und damit wären wir auch bei der Kernfunktion der App angelangt: der Prüfung von Lebensmittelprodukten aus dem Einzelhandel auf ökologische und gesundheitliche Aspekte.

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In unserem stichprobenartigen Test mit rund 50 Lebensmitteln lag die Trefferquote bei über 80 Prozent. Das heißt: Nur jedes fünfte Produkt wurde nach dem Scan nicht in der EcoCheck-Datenbank gefunden. Ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis, bedenkt man, dass die in der App hinterlegten Datensätze zukünftig vermutlich noch erweitert werden. Zu jedem Produkt werden Scores zu Nachhaltigkeit und Gesundheit auf einer Skala von Eins bis Zehn angezeigt. Diese Bewertungen stützen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und ernährungsphysiologische Richtlinien, mit denen der App-Algorithmus gefüttert wird. Dieser errechnet auf Grundlage der Zutaten und Nährwerte einen annähernd akkuraten CO2-Fußabdruck und Gesundheits-Score des Produkts. Darüber hinaus kann man sich übersichtlich präsentiert zu den Nährwerten, demNutri-Scoreund Nova-Scoredes Produkts informieren.Grafiken weisen darauf hin, ob ein Produkt gewisse Klimaschutzstandards erfüllt, beispielsweise aus nachhaltiger Fischerei oder Bio-Landwirtschaft stammt oder frei von Palmöl ist. Diese Informationen schlagen sich auch in einer Bewertung für "Ernährungspräferenzen" nieder, sofern man diese im Nutzerprofil angegeben hat. Außerdem benennt die App zu jedem in der Datenbank erfassten Artikel Alternativprodukte mit gleichwertigen oder besseren Nachhaltigkeits- und Gesundheitsbewertungen.

Hat man einen Artikel im Supermarkt oder Discounter gescannt und diesen in den Einkaufswagen gelegt, markiert man diesen und erhält so am Ende der Shoppingtour eine Emissionsbilanz für den gesamten Einkauf. EcoCheck ermöglicht es auch, mehrere Einkaufslisten anzulegen und diese mit anderen App-Nutzer:innen mittels eines Codes zu teilen. Ein durchaus praktisches Feature, wenn man denn einmal die bessere Hälfte oder den Nachwuchs mit dem Lebensmitteleinkauf betrauen möchte.

Ehrlich währt am längsten

Inhaltlich muss sich EcoCheck wenig vorwerfen lassen. Schwächen im Detail erkennt kann man erst bei genauerem Hinsehen. Positiv: Die in der App enthaltenen Tipps zur Lagerung sind ein aus klimafreundlicher wie wirtschaftlicher Sicht hilfreiches Feature, das uns leider in den Apps zum nachhaltigen Einkauf von Lebensmitteln und Speisen viel zu selten begegnet. Ein Angebot wie ist in dieser Hinsicht eine der wenigen Ausnahmen von der Regel, kann aber aufgrund seines geringeren Funktionsumfangs nicht mit der hier getesteten Appkonkurrieren. Umgekehrt kann EcoCheck leider auch nicht mit einem umfassenden Ratgeberangebot zum Thema Lebensmittellagerung mithalten, beschränkt sich das Angebot doch auf eine listenartige Übersicht von 50 Obst- und Gemüsesorten mit teils sehr einsilbig geratenen Aufbewahrungshinweisen. Apropos Obst und Gemüse: Als besonders gelungen empfanden wir den Saisonkalender, der im Suche-Screen monatsaktuell über gerade im Handel erhältliche Obst- und Gemüsesorten informiert. Auch diese können mit einen Fingertipp auf die entsprechende Kachel dem virtuellen Einkaufswagen hinzugefügt werden.

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Auch den zuvor erwähnten Produktbewertungen zu Nachhaltigkeit und zum Gesundheitsfaktor sind qualitative Grenzen gesetzt. Die App-Entwickler:innen selbst weisen in Infotexten darauf hin, dass die vergebenen Scores nur als ungefähre Richtungsangabe hinsichtlich des ökologischen und gesundheitlichen (Mehr)Werts betrachtet werden sollten. Zwar fußen die Bewertungen auf Fakten wie Nährwertangaben, mehr oder weniger kritisch zu bewertenden Zutaten oder dem Grad der Verarbeitung, woraus sich eine tendenziell positive oder negative Bewertung und die produktspezifischen CO2-Emissionen errechnen lassen. Die Software berücksichtigt jedoch nicht die Herkunft, Transportwege und Verpackung der Zutaten bzw. fertigen Handelsprodukte. Beispielsweise, ob die Tropenfrucht aus der Konserve per Schiff oder Flugzeug importiert wurde; oder, ob der Biojoghurt im Plastikbecher oder Mehrweg-Glas verkauft wird. Letztendlich verdient der an dieser Stelle offenkundige Wunsch nach Transparenz des App-Anbieters, der selbst auf die Grenzen der Aussagekraft solcher Wertungen verweist, aber auch Wertschätzung. Regelmäßig begegnen uns an dieser Stelle Anbieter, die unter dem Vorwand der Nachhaltigkeit Apps mit zweifelhaftem Öko-Mehrwert und zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil anbieten. Da ist uns die Ehrlichkeit von EcoCheck im Zweifelsfall lieber.

Fazit

EcoCheck kann weitgehend überzeugen, ist sie doch eine der wenigen Apps, die Aspekte wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit konsequent transparent und verbindlich kommuniziert und dabei auch noch gut aussieht. Die durchdachten Extras wie der in der Suche versteckte Saisonkalender und eine gesonderte Produktbewertung für Geschmacksvorlieben gefielen uns besonders. Beim nächsten Trip zum Supermarkt stecken wir EcoCheck sicher in die (Einkaufs-)Tasche.

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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Author: Clemencia Bogisich Ret

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